Die Natur im Mittelpunkt

Was ist biologische Landwirtschaft?

Die biologische Landwirtschaft ist eine Bewirtschaftungsform der Landwirtschaft, bei der der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und die Nachhaltigkeit der Anbauweise im Vordergrund stehen. Nicht der schnelle Höchstertrag und kurzfristige Gewinne sondern der Schutz von Boden, Luft, Wasser, Pflanze, Tier und Menschen stehen im Vordergrund. Weitgehend geschlossene Stoffkreisläufe im Betrieb, umweltgerechte Verfahren, Vermeidung von Umweltgiften und tierartgerechte Haltungsformen sind von größter Bedeutung. Der Bio-Bauer stimmt seine Maßnahmen auf das Öko-System (Boden, Klima etc.) seines Betriebstandortes ab. Das stellt die Stabilität und Nachhaltigkeit der biologischen Wirtschaftsweise sicher, so dass auf chemisch-synthetische Betriebsmittel verzichtet werden kann.

Die biologische Landwirtschaft ist also keine Umkehr zu rückständigen Landwirtschaft. Sie baut vielmehr auf den Grundsätzen und langjährigen Erfahrungen aus der Zeit vor Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel auf und entwickelt sich durch moderne Forschung an Universitäten und Versuchsbetrieben immer weiter.

Die biologische Landwirtschaft ist von anderen Bewirtschaftungsformen, wie integrierter Pflanzenbau, kontrollierter Anbau, umweltgerechter Anbau etc. zu unterscheiden. Diese Produktionsweisen streben auch eine Umweltentlastung an. Sie verzichten aber nicht vollständig und nicht dauerhaft auf chemisch-synthetische Mittel. Dies garantiert nur die biologische Landwirtschaft, die die einzige Form der Landwirtschaft ist, die von der EU gesetzlich klar definiert wurde. Und nur bei der biologischen Landwirtschaft wird dies jährlich staatlich kontrolliert und zwar vom Feld bis zum fertigen Produkt.

Wie geht das ohne Chemie?

Vorbeugen ist besser als heilen.

Da der biologische Landwirt nicht mit chemischen Hilfsmitteln gegen Unkräuter, Schädlinge und Nährstoffmangel eingreift, ist Vorbeugen für ihn die oberste Pflicht. Dazu muss er seine Böden, sein Klima und seine Tiere genau kennen und ständig beobachten. Ausgewogene Tierfütterung, artgerechte Haltung, angepasste Zucht, ausgeklügelte Fruchtfolgen, mechanische Unkrautbekämpfung oder Homöopathie sind nur einige der Stichwörter, die für einen Biolandwirt zum Alltag zählen.

Gesunder Boden, gesunde Pflanzen

Der Boden ist als natürliche Produktionsgrundlage von zentraler Bedeutung im Biolandbau. Eine gute Bodenstruktur ermöglicht eine intensive Durchwurzelung der Bodenschichten und somit einen engen Kontakt zwischen den Pflanzenwurzeln und dem Boden. Dies ermöglicht die Bodenlebewesen zu fördern und die Bodenerosion weitgehend zu vermeiden. Ziel ist es, ein humusreicher, gesunder Boden durch vielfältige Maßnahmen zu bewahren respektiv aufzubauen.
Ein gesunder Boden ist nicht alleine ein Garant für gesunde Pflanzen. Als erstes sollen angepasste Arten und Sorten gewählt werden, um bewährte Kultursorten zu fördern, insbesondere in Bezug auf die Schädlingsresistenz. Damit muss man aber deutlich unterstreichen, dass dabei keine Gentechnik zum Einsatz kommt.
Neben einer ausgewogenen Düngung und einer zeitgerechten Bodenbearbeitung werden natürliche Regulationsmechanismen unterstützt, wie z.B. die Förderung von Nützlingen durch den Erhalt von Hecken. Die Unkräuter werden durch eine ausgewogene Fruchtfolge, eine sorgfältige Bodenbearbeitung und einer mechanischen Beikrautregulierung (Striegel, Hacke, Bürste) bekämpft. Der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, Hormonen und Wuchsstoffen wird dabei aber kategorisch abgelehnt.

Natürliche Bodenfruchtbarkeit und Fruchtfolge

Fruchtbare Böden sind artenreich, weisen eine biologisch aktive Lebensgemeinschaft, eine typische Bodenstruktur sowie eine ungestörte Abbaufähigkeit auf.
Deshalb sollte der Boden nachhaltig bewirtschaftet werden, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu steigern.
Der Anbau von Feldfrüchten findet in einer abgestimmten, ausgewogenen Fruchtfolge mit einer konsequenten Bodenbedeckung (Zwischenfrüchte, Untersaaten) und einem entsprechenden Anteil an Leguminosen statt. Anstelle von mineralischem Stickstoffdünger werden betriebseigene pflanzliche und tierische Abfallstoffe und organische oder in natürlicher Form vorliegende mineralische Dünger verwendet. Des Weiteren werden vermehrt Stickstoff sammelnde Leguminosen wie z.B. Erbsen, Ackerbohnen, Lupinen und Klee in der Fruchtfolge berücksichtigt.

Der Dünger kommt aus der Luft

Auf schnell wirkende Mineraldünger verzichtet die Bio-Landwirtschaft bewusst und arbeitet mit der Natur.
Zur Versorgung mit dem für die Pflanzen wichtigen Nährstoff Stickstoff baut der Bio-Landwirt Hülsenfrüchte (wie Klee, Lupinen, Erbsen, Bohnen) an. Knöllchenbakterien an den Wurzeln dieser Pflanzen sammeln Stickstoff aus der Luft und stellen ihn den eigenen und nachfolgenden Pflanzen zur Verfügung.
Tiefwurzelnde Pflanzen holen Nährstoffe wie Kalium oder Phosphat aus tieferen Bodenschichten (1 bis 1,5 m) und stellen sie im Folgejahr den Flachwurzlern zur Verfügung. Zur Versorgung mit Nährstoffen dürfen auch Gesteinsmehle oder organische Reststoffe verwendet werden.

Wichtiger als die direkte Düngung der Pflanzen ist jedoch die Gesunderhaltung des Bodens und der Bodenlebewesen, denn Mikroorganismen können in Zusammenarbeit mit Witterungsprozessen Nährstoffe aus dem Boden für die Pflanzen freisetzen. Über Tierexkremente, Kompost und Einpflügen von Pflanzenmaterial werden daher die Bodenorganismen mit Nährstoffen versorgt und zu hoher Aktivität angeregt. Der aktive Boden ernährt dann letztendlich aus seinem immer wieder aufgefrischten Vorräten die Pflanzen.
Durch den Verzicht auf mineralischen Stickstoff und durch die Hilfe der Natur erreicht der Bio-Landwirt zwar keine maximalen Erträge, er leistet aber damit einen wichtigen Beitrag zur Reinhaltung des Grundwassers, denn die Auswaschung von Nitrat in unser Grundwasser ist geringer. Biolandwirtschaft ist aktiver Wasserschutz.

Der ökologische Betriebskreislauf: Tiere und Pflanzen gehören zur Einheit des Betriebes!

Das Leitbild eines jeden biologisch wirtschaftenden Betriebes ist ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf. In anderen Worten sind im Betrieb der Ackerbau und die Viehhaltung aneinander gekoppelt. Auf der Ackerfläche werden neben den Marktfrüchten auch Futterpflanzen für die Tiere erzeugt. Die pflanzlichen Abfälle und der tierische Dung (Stallmist oder Flüssigmist) werden auf die Ackerflächen zurückgeführt und stehen als Nährstoffe für das Pflanzenwachstum zur Verfügung. Da die Tierzahl flächenabhängig begrenzt ist, kommt es nicht zu einem Nährstoffüberschuss, die Umwelt und das Grundwasser werden nicht belastet.

Ökologische Tierhaltung

Neben der Erzeugung gesunder Pflanzen auf gesunden Böden ist die artgerechte Haltung der Tiere ein Grundpfeiler des biologischen Landbaus. Die Tiere müssen die Möglichkeit haben ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben (Futteraufnahme, Körperpflege, Sozialkontakte, Fortbewegung, Ruhe). Dazu zählt z.B. Einstreu für Kühe und Schweine, natürliches Licht im Stall und Auslauf. Die Hühner brauchen einen Platz zum Scharren und Picken. Hühnerkäfighaltung ist natürlich verboten.

Die Tiergesundheit wird vorwiegend durch aufmerksame Tierbetreuung, Zucht, Fütterung, vorbeugende haltungstechnische Maßnahmen sichergestellt. Wenn Tiere erkranken, so wird, sofern möglich, auf Naturheilverfahren und homöopathische Mittel zurückgegriffen.

Warum biologischer Landbau?

Die Gründe warum immer mehr Menschen biologische Nahrungsmittel verlangen, sind vielfältig und werden oft in verschiedener Reihenfolge genannt. Die Argumente betreffen dabei nicht nur ökologische, sondern auch soziale und ökonomische Bereiche.

Ökologische Qualität bedeutet:

  • es gelangen weniger umweltgefährdende Stoffe durch die Landwirtschaft in die Luft, Wasser und Boden
  • Energie wird effizienter eingesetzt und weniger CO2 abgegeben
  • die Gefahr von Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln ist geringer
  • die Anzahl von Wildpflanzen- und Tierarten auf ökologisch bewirtschafteten Flächen ist höher
  • niedrigere Erträge helfen Agrarüberschüsse abzubauen
  • Tiere werden artgerecht gehalten, d.h. z.B. keine Hühnerkäfige, Einstreu der Liegeflächen, Tageslichtpflicht, Auslauf etc.
  • Tiere bekommen ökologisch erzeugtes Futter vom eigenen Betrieb. Tiermehlfütterung, Einsatz von Hormonen und Fütterung mit Futtermitteln aus der Dritten Welt sind nicht erlaubt.
  • Leistungsförderer und Antibiotika im Futter sind verboten
  • alle Unternehmen, die mit der Erzeugung, Bearbeitung, Verarbeitung und Verpackung von Bio-Produkten zu tun  haben, werden regelmäßig von staatlich anerkannten Stellen kontrolliert.

Für viele Verbraucher ist auch einfach der gute Geschmack und das intensive Aroma ausschlaggebend für den Kauf von Bio-Produkten. Die Frage ob Bio-Produkte gesünder sind als andere, kann so nicht eindeutig beantwortet werden. Nitrat- und Pflanzenschutzmittelverunreinigungen sind zwar in der Regel niedriger und der Geschmack aufgrund des geringeren Wasseranteils intensiver. Da aber Umweltgifte quasi überall vorhanden sind, ist eine vollständige Rückstandsfreiheit auch bei Bio-Produkten nicht zu garantieren. Durch den generellen Verzicht auf Pestizide in der biologischen Landwirtschaft kann jedoch eine Schadstoffquelle in unsere Umwelt verringert werden.

Wasser- und Naturschutz

Wasser – die unendliche Ressource? Vieles spricht dafür, so sind doch rund 70% der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt. Aber nur 0,6% des gesamten Wasservorkommens auf der Erde sind für den Menschen als Trinkwasser nutzbar, entweder als Oberflächenwasser (Flüsse, Seen) oder als Grundwasser (unterirdisch bis 800 m).
Diese Zahlen zeigen eindeutig, dass wir das Wasser nicht im Überfluß haben, obschon es lebensnotwendig ist oder wie einige sagen, das Lebensmittel Nr. 1. Deshalb ist es um so wichtiger, unser Wasser vor dem Einfluss menschlicher Tätigkeiten (Industrie, Landwirtschaft, Verkehr, Wohnen, Erholung) zu schützen.

Die Landwirtschaft wird als Hauptverursacher der Gewässerbelastung durch Nährstoffeinträge an den Pranger gestellt. Dadurch entsteht ein Konflikt zwischen der Landwirtschaft und dem Wasserschutz. Die folgenden Zeilen sollen zeigen, inwiefern der biologische Landbau ein Lösungsmodell für den obengenannten Konflikt sein kann.

In der Biolandwirtschaft werden keine Pestizide und keine mineralischen Stickstoffdünger eingesetzt. Diese können dann logischerweise auch nicht ausgewaschen werden. Zudem versucht der Biolandwirt durch geschickte Fruchtfolgen und den Einsatz von Zwischenfrüchten die Nährstoffe in der obersten Boden- bzw. Vegetationsschicht zu halten, damit sie den nachfolgenden Kulturpflanzen zur Verfügung stehen und nicht in den teiferen Boden und das Grundwasser versinken.

Der Arbeitskreis BIONA hat im Juni 2013 gemeinsam mit den Naturparks eine Wasserkonferenz organisiert, in der aufgezeigt wurde, wie der Biolandbau in Wasserschutzgebieten eine Alternative darstellen kann.

Wir fordern deshalb, dass der Biolandbau als eine Strategie zum effektiven Wasserschutz angesehen wird!

Weitere Info unter:

Bewirtschaftungsplan für die luxemburgischen Anteile an den internationalen Flussgebietseinheiten Rhein und Maas (2015-2021)

Aktualisierung des Bewirtschaftsungsplans für den direkten Zyklus (2021-2027)

Besseres Weltklima durch biologische Landwirschaft!

Der Klimawandel hat dazu geführt, dass sich schlussendlich die Politik vermehrt um den Umwelt- und Naturschutz kümmert. Es ist aus vielen anderen Gründen notwendig, die Energiewende einzuleiten, gehen unsere fossilen Brennstoffe doch in absehbarer Zeit zu Ende.

Die Mehrzahl der Stickstoffdünger werden unter hohem Energieaufwand hergestellt oder in weit entfernten Ländern abgebaut. Auch das in der europäischen Tierfütterung verbreitete Soja (zumeist gentechnisch verändert) kommt überwiegend aus Amerika, wo hierfür teilweise Urwälder gerodet werden. Dies bewirkt nicht nur die Vertreibung der ansässigen Familien, sondern ist auch mit einer enormen negativen Klimabilanz verbunden. Biolandwirte verzichten auf diese Stickstoffdünger und auch die gentechnikveränderten Sojapflanzen sind im Biolandbau Tabu.

Durch die Förderung der Bodenlebewesen und die gezielte Förderung des Humusaufbaus und einer gesunden Bodenstruktur kann der Biolandbau zu einer Reduktion der Treibhausgasemmissionen beitragen, da mehr Kohlenstoff im Boden gespeichert werden kann.

Mit Zwischenfrüchten und Begrünungen setzt der Biolandbau gezielt auf Maßnahmen zur Reduktion von Erosion und Auswaschung von Nährstoffen in das Grundwasser.

Der Leguminosenanbau spielt eine wichtige Rolle im Biolandbau. Leguminosen (Klee, Luzerne, Bohnen, Erbsen, Lupinen, Soja, …) sind durch eine Symbiose mit Knöllchenbakterien in der Lage Stickstoff aus der Luft zu binden. Da im Biolandbau keine mineralische Stickstoffdünger eingesetzt werden, sind die Leguminosen eine unersetzliche Möglichkeit um den Boden natürlich mit Nährstoffen zu versorgen.

Eine Diversifizierung der Fruchtfolgen bringt viele Vorteile für Natur und Umwelt mit sich: Zum einen werden die Schädlinge der Kulturpflanzen minimiert, da die verschiedenen potenziellen Wirtspflanzen der Schädlinge ständig abwechselnd angebaut werden. So kann sich kein Schädling dauerhaft etablieren. Gleiches gilt für die „Problemunkräuter“. Zum anderen wird die Vielfalt der Nützlinge durch die Vielfalt der Kulturen gefördert. Gezieltes Aussäen von Ackerrandstreifen, Zwischenfrüchten oder der Anbau von Mischkulturen fördern beispielsweise die Bienenpopulationen. Viele Biobauern pflanzen auch Hecken und Bäume an, um ein intakteres Ökosystem zu schaffen.